Mittendrin im Quartier – ambulant betreute Wohnformen für Menschen mit Behinderungen

Dokumentation der Fachtagung 2022

am 13. Dezember 2022 im Hospitalhof in Stuttgart und
am 14. Dezember 2022 Online-Praxisforen

 

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Programm 13.12.2023:

09:30 Uhr Ankommen und Willkommenskaffee
   
10:00 Uhr Begrüßung und Einführung
  Frieder Hartung, Moderation
   
10:10 Uhr Grußwort
  Simone Fischer, Landes-Behindertenbeauftragte
   
10:30 Uhr Wohnen vor Ort als Chance für die Teilhabe und Teilgabe von Menschen mit Behinderung
  Prof. Dr. Anja Teubert, Duale Hochschule Baden-Württemberg
   
11:00 Uhr Umsetzung BTHG – ein Update
  Julia Lindenmaier, Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg
   
11:30 Uhr Erfrischungspause
   
12:00 Uhr Ambulant betreute Wohngemeinschaften und Quartiersentwicklung
  Alexandra Schmider, Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg
   
12:30 Uhr Mittagsimbiss
   
13:30 Uhr Moderiertes Gespräch – Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderungen in der Praxis
  Simone Westhoff, Nikolauspflege Stuttgart
  Daniel Peipp, Diakonie Stetten
  Christiane Biber, FaWo
  Thomas Kallenowski, FaWo
   
14:00 Uhr Eindrücke und Erkenntnisse – ein Kommentar
  Ines Vorberg, LAG SELBSTHILFE behinderter Menschen in Baden-Württemberg
   
14:15 Uhr Abschluss
  Frieder Hartung, Moderation

 

 

Frau Fischer, Landes-Behindertenbeauftragte
Simone Fischer, Landes-Behindertenbeauftragte

 

Inhalte im Überblick
 

Begrüßung und Einführung
Frieder Hartung, Moderator
 

Grußwort
Simone Fischer, Landes-Behindertenbeauftragte

Frau Fischer begrüßte die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung. Sie betonte die Bedeutung der Themenstellung und bedankte sich ausdrücklich bei der Fachstelle für die Platzierung der Thematik. Denn trotz der Einführung und Umsetzung des Bundeteilhabegesetzes habe ein bestehender Assistenzbedarf immer noch begrenzende Wirkung auf die Wahl des Wohnortes von Menschen mit Behinderung. Um hier Veränderungen auf den Weg zu bringen sei es daher wichtig, die Wahrnehmung für diese Problemlage zu schärfen und sie stärker in den Fokus zu nehmen.
 

Wohnen vor Ort als Chance für die Teilhabe und Teilgabe von Menschen mit Behinderung
Prof. Dr. Anja Teubert, Duale Hochschule Baden-Württemberg

In Ihrem Beitrag rief Professorin Dr. Anja Teubert dazu auf, verstärkt mit Personen mit Behinderungen in Austausch darüber zu gehen, wie und wo sie leben wollen. Dies sei eine Grundvoraussetzung dafür, das Unterstützungssystem adäquat anzupassen und personenzentriertes Arbeiten grundsätzlich zu ermöglichen. Häufig sei noch eine eher beschützende Grundhaltung anzutreffen. Um diese zu überwinden sei es notwendig, gemeinsam mit den Menschen mit Behinderungen vor Ort im Quartier darüber nachzudenken, wie die jeweilige Angebotslandschaft gestaltet sein müsse, um Flexibilität und die Umsetzung des Wunsch- und Wahlrechtes zu ermöglichen. Dafür sei ein Paradigmenwechsel erforderlich: nicht der Mensch müsse zum Angebot passen, sondern die Unterstützung zum individuellen Bedarf.

Die Entwicklung von Wegen und Formen der Kommunikation sei darüber hinaus der Schlüssel zu Inklusion und Vernetzung aller im Quartier lebenden Menschen und gewähre die Chance, gemeinsam neu zu denken und jeweils vor Ort passende Unterstützungssysteme und Strukturen für ein gutes Leben für alle zu entwickeln.
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Umsetzung BTHG – ein Update
Julia Lindenmaier, Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg

Inhalt des Beitrages von Frau Lindenmaier war ein prägnanter Überblick über den Umsetzungsprozess des Bundesteilhabegesetzes, den aktuellen konkreten Umsetzungsstand und noch anstehende notwendige Umsetzungsschritte. Der durch das BTHG eingeleitete Paradigmenwechsel benötige zur Verwirklichung insbesondere die Zusammenarbeit aller Akteure im Bereich Eingliederungshilfe.
Beachtenswert bei den wohnbezogenen Assistenzleistungen sei die eindeutige und langjährige Zunahme von Leistungen in der eigenen Wohnung beziehungsweise Wohngemeinschaft. Mit einer Verstetigung dieses Trends sei im Rahmen der weiteren Umsetzung des BTHG auch zukünftig zu rechnen.
Nächste Schritte im Prozess der Umsetzung des BTHG seien insbesondere die Aspekte Wirkungsorientierung, Sozialraumorientierung und Inklusion.
Sie betonte, zur Erreichung der Ziele des BTHG seien weiterhin Beharrlichkeit, Zeit, Geduld und ein gutes Miteinander wesentlich.
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Ambulant betreute Wohngemeinschaften und Quartiersentwicklung
Alexandra Schmider, Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg

Zu Beginn ihres Beitrages stellte Frau Schmider fest: eine gelingende Quartiersentwicklung sei ein guter Weg zu mehr sozialer Teilhabe. Basierend auf den Erkenntnissen der Enquetekommission Pflege in den Jahren 2014 bis 2015 habe das Land Baden-Württemberg daher die Landesstrategie „Quartier 2030 - Gemeinsam. Gestalten.“ entwickelt. Ziel der Strategie sei es, Kommunen und Zivilgesellschaft bei einer alters- und generationengerechten Quartiersentwicklung zu unterstützen und zu begleiten. Hierzu stelle die Landesstrategie vielfältige Angebote bereit - etwa Beratung und Information, Qualifizierung, Vernetzung sowie mehrere Förderprogramme, die sich an alle zivilgesellschaftlichen und kommunalen Akteure richteten.
Ambulant betreute Wohngemeinschaften ermöglichten Personen mit Pflegebedarf oder Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben „mittendrin im Quartier“ und seien damit wesentliche Bausteine einer ganzheitlichen, partizipativen und generationengerechten Quartiersentwicklung.
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Moderiertes Gespräch: Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderungen in der Praxis
Simone Westhoff, Nikolauspflege Stuttgart
Daniel Peipp, Diakonie Stetten
Christiane Biber, FaWo
Thomas Kallenowski, FaWo

Simone Westhoff realisiert derzeit ein zweites Wohngemeinschaftsprojekt für die Stiftung Nikolauspflege in Stuttgart. Zielgruppe seien Personen mit Sehbehinderungen, deren Assistenzbedarf im „klassischen“ ambulant betreuten Wohnen nicht in ausreichender Weise gedeckt werden könne.
Die Diakonie Stetten biete bereits seit einigen Jahren in drei Landkreisen der Region anbieterverantwortete ambulant betreute Wohngemeinschaften an, so Daniel Peipp. Diese ermöglichten auch Personen mit erheblichen kognitiven Einschränkungen oder Mehrfachbehinderungen ein selbstbestimmtes, ambulant unterstütztes Leben im Quartier.
Beide Praxisexperten wiesen darauf hin, dass die Nachfrage das bisher vorhandene Platzangebot bei weitem übersteige.
Im Gespräch wurden unter anderem die Erfahrungen im Verlauf der jeweiligen Projektentwicklung erörtert. Hierzu gab es vielfältige Nachfragen auch aus dem Publikum, die beide mit großer Expertise und Praxisnähe beantworteten. Übereinstimmend bestätigten Simone Westhoff und Daniel Peipp, dass ambulant betreute Wohngemeinschaften komplexe aber überaus lohnende Projekte seien.
 

Eindrücke und Erkenntnisse – ein Kommentar
Ines Vorberg, LAG SELBSTHILFE behinderter Menschen in Baden-Württemberg

Ines Vorberg betonte in ihrem Fazit der Veranstaltung, ambulant betreute Wohngemeinschaften seien eine gute Sache. Wichtig sei es aus ihrer Sicht, vielfältig über innovative ambulant unterstützte Wohnformen zu informieren, um vielen Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben im Quartier zu ermöglichen.
 

 

Online-Praxisforen am 14. Dezember 2022

 

Praxisforum I Inklusive Wohnformen: Von der Idee zur Umsetzung
  Justin Weißmann und Lena Stephan, Wohn:Sinn – Bündnis für inklusives Wohnen e.V.
 

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Praxisforum II Schmetterlinge im Kopf - Herausforderung Demenz für Menschen mit Lernschwierigkeiten
  Christina Kuhn, Demenz-Support Stuttgart gGmbH
 

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Praxisforum III ABWplus: Wie gelingen ABW-WGs für Menschen mit höheren Assistenzbedarfen?
  Daniel Peipp, Lisa Wagner und Miriam Hülle, Diakonie Stetten
 

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